Am Dienstag fand nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause die 47. Bruddelsupp in Zwiefalten unter strahlend blauem Himmel auf dem Rathausplatz statt. Unter den wachsamen Augen der klappernden Störchen fanden sich Rälle, Hansel, Gockel, Bär, die Musikkappelle Zwiefalten, Zunfträte und Freunde der Fasnet ein, um den Bruddlern zuzuhören oder gar selbst zu bruddla.
Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Zunftmeister Jochen Fundel unter den Klängen der Musikkapelle. Danach erläuterte Büttel Herbert Ott die Bruddelgesetze. Bruddla, was so viel heißt wie „seinen Unmut kundtun“, kann jeder, den etwas stört oder der auf Geschehnisse aus der Fasnet aufmerksam machen möchte.
Dabei wird „die Bruddel“ in Reimform präsentiert und zwischen jeder Bruddel Schnupftabak geschnupft, so will es die Zwiefalter Tradition. Die erste Bruddel wurde von der letzten Siegerin Andrea Ott dargeboten. Danach kamen fünf weitere Kandidaten, die etwas zu beklagen hatten.
Mit Ausnahme von Gabriele Schwarz, die anstatt zu bruddeln nur Lob übrighatte: Ihre Mutter wurde aus größter Not gerettet, als diese vor verschlossenen Türen der Apotheke stand, in der sie Slipeinlagen zu erwerben hoffte. Markus Fundel, ihr Freund und Helfer in der Not, fuhr nach Riedlingen, besorgte die benötigte Ware und lieferte diese sogar frei Haus. Ein Hoch auf die Nachbarschaftshilfe!
Ein weiteres Thema der Bruddler: Der Essensnotstand in Zwiefalten, verursacht durch die Schließung der Pizzeria Fässle sowie knapp kalkulierter Suppe am Fasnetssonntag. Auch der Zunftmeister kam nicht ungeschoren davon. Besonders Carlo Schwarz, später zum Sieger gekürt, lies seinem augenzwinkernden Unmut freien Lauf. Er präsentierte eine beeindruckende, dreiteilige Bruddel und endete mit einem Friedensangebot an den Zunftmeister, der dieses versöhnlich annahm.
Da Carlo Schwarz aber während seiner Bruddel auch eine Geldspende an die Zunft übergab, wollte der Bruddelsieger seine Wahl durch die Zunfträte zuerst nicht annehmen, um mögliche Korruptionsvorwürfe zu vermeiden. Das Publikum bestätigte jedoch mit deutlicher Mehrheit die Wahl, womit der Sieger feststand.
Mit dem kurzen Gesang „Oi mol bruddla, oi mol schnupfa, oi mol rutscha, hähähä, rutsch i mir an Schleißa nei, no hot mein Hentra Zeh, juhe“ wurde die Bruddelsupp geschlossen. Im Anschluss genossen alle Narren Kutteln, Würste, Schnitzel und Pommes sowie die lang vermisste Geselligkeit.
Zum Abschluss des närrischen Treibens ging es dem Narrenbaum an den sprichwörtlichen Kragen. Damit wurde die kurze, aber ereignisreiche Fasnet 2022 in Zwiefalten beendet.
Josephine Gresham
Narrenzunft Rälle Zwiefalten